Wie wird sich denn der Preis von HVO entwickeln?
Mats Hultman: Es ist teurer, HVO zu produzieren als fossilen Diesel. Aber es ist auch nicht richtig, HVO mit fossilem Diesel zu vergleichen, denn HVO kann mehr. Mit HVO kann man Energie und Mobilität nahezu klimaneutral möglich machen. Und wenn man HVO mit Wasserstoff oder anderen E-Fuels vergleicht, ist HVO ein sehr kosteneffizienter Weg zur Dekarbonisierung, bei dem man die bestehenden Motoren und Infrastrukturen weiter nutzen kann.
Stipa: Welche Rolle spielt denn der Preis bei Ihren Kunden?
Michael Stipa: Der spielt natürlich eine Rolle. Viele unserer Kunden sind bereit, ihren Beitrag zur Nachhaltigkeit zu leisten und sie würden für HVO mehr zahlen als für fossilen Diesel. Doch diesem „mehr“ sind natürlich Grenzen gesetzt. Der Preisaufschlag muss in einem von unseren Kunden tolerierbaren Rahmen sein und dafür brauchen wir geeignete Rahmenbedingungen. Doch es gibt Fälle, in denen man mit HVO sogar Geld sparen kann. In Rechenzentren beispielsweise stehen unsere Stromaggregate für den Notfall bereit. Sie springen immer dann ein, wenn das öffentliche Stromnetz ausfällt. Wie oft das passiert und wie lange die Aggregate dann laufen müssen, ist natürlich nicht planbar. Daher müssen unsere Kunden immer viel Diesel bevorraten. Und jetzt kommt der große Vorteil von HVO: Er kann weitaus länger gelagert werden wie fossiler Diesel. Unsere Partner von Neste haben festgestellt, dass HVO eine weitaus längere Haltbarkeit haben kann als herkömmlicher Diesel, da herkömmlicher Diesel oft FAME oder Biodiesel enthält, was zu einer viel kürzeren Haltbarkeit beiträgt. Die Betreiber der Rechenzentren müssen HVO also seltener austauschen. Dadurch sparen sie natürlich viel Geld – das macht den HVO-Mehrpreis nach einer gewissen Zeit wieder wett.
Seit dem Jahr 2022 kooperiert die Geschäftseinheit Power Systems von Rolls-Royce mit Neste. Was genau bringt diese Kooperation?
Michael Stipa: Sie bringt uns und vor allem unseren Kunden sehr viel. Wir wollen gemeinsam dafür sorgen, Verbrennungsmotoren mit HVO nachhaltiger zu betreiben. In dieser Kooperation kommen der weltweit größte Kraftstoffproduzent von HVO und einer der erfahrensten Hersteller von Verbrennungsmotoren zusammen. Wir wollen dem Kraftstoff HVO gemeinsam zu seinem großen Durchbruch verhelfen und die Welt grüner machen. Davon profitieren unsere Kunden auch ganz praktisch, denn wir können sie oft gemeinsam beraten und sie bei der Umstellung auf HVO aktiv unterstützen.
HVO ist für viele der Brückenkraftstoff, bis strombasierte Kraftstoffe wirtschaftlich und flächendeckend verfügbar sind. Wie lange planen Sie noch mit HVO?
Mats Hultmann: Für uns ist HVO keineswegs ein Brückenkraftstoff. Kein Kraftstoff, sei es HVO, Wasserstoff oder ein anderer strombasierter Kraftstoff, wird die Anforderungen aller Branchen und aller Nutzungsarten erfüllen können. Es wird immer einen Bedarf an verschiedenen Lösungen geben, die sich gegenseitig ergänzen können. Deshalb erforschen wir auch neue Wege, um erneuerbare Kraftstoffe zu produzieren, hier gibt es noch viel Potenzial, um größere Mengen zu erzeugen.