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Dank HVO: Dekarbonisierung mit bestehendem Equipment

Veröffentlicht am 25 Juli 2023 von Lucie Maluck

Mit HVO können Firmen ihre Dekarbonisierungsziele unterstützen, ohne dafür in neues Equipment investieren zu müssen. Doch ist das wirklich so einfach? Mats Hultmann, Head of OEM Partnerships beim Krafstoffhersteller Neste und Michael Stipa, Vice President Strategie, Geschäfts- und Produktentwicklung Stationäre Erzeugung von Rolls-Royce Power Systems, klären auf.
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Verzichten Sie auf Diesel, aber nicht auf den Dieselmotor! Mit HVO lassen sich bis zu 90 Prozent CO2-Emissionen verhindern. Der Kraftstoff leistet schon heute einen großen Beitrag zum Klimaschutz und ist Ihr Fast-Track zu mehr Nachhaltigkeit.
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Wie lange stellt Neste schon HVO her?

Mats Hultman:    Wir haben 2007 mit der Produktion von HVO in Finnland, Singapur und den Niederlanden begonnen. Der Hauptmarkt lag damals in Skandinavien. In Finnland und Schweden fuhren die ersten Stadtbusse bereits 2010 mit HVO. Damals wurde HVO vor allem in Bereichen wie dem Schwerverkehr und dem öffentlichen Nahverkehr verwendet und war dort bekannt. Aber mit dem wachsenden Umweltbewusstsein erkannten immer mehr Kunden und Branchen die vielen Vorteile des HVO-Kraftstoffs.

Michael Stipa, auch Sie beschäftigen sich schon lange mit dem Kraftstoff HVO bei Rolls-Royce Power Systems. Seit wann spüren denn Sie eine wachsenden Nachfrage nach HVO?

Michael Stipa: Die ersten Anfragen, ob wir unsere Motoren für HVO freigeben können, kamen schon im Jahr 2019. Wir haben unsere mtu-Motoren dann drei Jahre lang intensiv getestet, um sicher zu gehen, dass unsere Kunden sie mit HVO genauso sicher, leistungsfähig und zuverlässig betreiben können wie mit fossilem Diesel. Im April 2022 haben wir dann die ersten Motoren – damals PowerGen-Motoren der Baureihen 1600 und 4000 – für den Einsatz von Kraftstoffen der Norm EN 15940, zu denen auch HVO gehört, freigegeben. Seitdem haben wir immer mehr Motoren freigegeben – auf der Basis von vielen Stunden Erfahrungen mit HVO-betriebenen Motoren auf dem Prüfstand aber auch bei unseren Kunden.  

Das Interesse unserer Kunden ist wirklich groß und die Nachfrage steigt kontinuierlich. Zum einen haben wir Kunden, die in stark regulierten Märkten unterwegs sind, beispielsweise in Kalifornien. Hier gibt es klare Vorgaben, auf nachhaltige Kraftstoffe umzusteigen. Doch die meisten unserer Kunden sehen in HVO die Möglichkeit, ihre eigenen Dekarbonisierungsziele umzusetzen. Mit HVO können sie ihr bestehendes Equipment weiter nutzen und trotzdem fast vollständig klimaneutral unterwegs sein.  

HVO zeigt, wie auch andere nachhaltige Kraftstoffe, dass sich die Themen Nachhaltigkeit und Verbrennungsmotor nicht ausschließen. Im Gegenteil: Der Verbrennungsmotor ist aktuell der größte Hebel, um schon heute CO2 einzusparen.  

Mats Hultman ist Head of OEM Partnerships beim Kraftstoffhersteller Neste. Er ist überzeugt, dass immer mehr Kunden sehen, dass HVO ihnen die Möglichkeit bietet, ihre bestehenden Fahrzeuge und stationären Anlagen schon heute nahezu CO2-neutral mit HVO zu betreiben und damit auch ihre Emissionsziele zu erreichen, ohne große Investitionen tätigen zu müssen.

In welchen Ländern der Welt ist denn das Interesse an HVO am größten?

Mats Hultmann: Wir verkaufen unser HVO in den meisten europäischen Ländern. Schweden, Finnland und die Niederlande sind einige der Schlüsselmärkte. In den USA und insbesondere in Kalifornien hat das Interesse deutlich zugenommen, und der Kraftstoff ist ebenfalls sehr gefragt. Und erst kürzlich sind HVO und andere nachhaltigere Kraftstoffalternativen auch in Asien zu einem größeren Thema geworden. Immer mehr Nutzer sehen, dass HVO ihnen die Möglichkeit bietet, ihre bestehenden Fahrzeuge und stationären Anlagen schon heute nahezu CO2-neutral mit HVO zu betreiben und damit auch ihre Emissionsziele zu erreichen, ohne große Investitionen tätigen zu müssen.  

Mit welchen Argumenten überzeugen Sie denn Rolls-Royce-Kunden davon, ihre mtu-Produkte mit HVO zu betreiben?

Michael Stipa: Da ist zu allererst sicher das Thema Nachhaltigkeit. Unsere Kunden wollen nachhaltig unterwegs sein. Sie alle haben Dekarbonisierungsziele, und die können sie mit HVO unterstützen. Mit HVO können Sie bis zu 90 Prozent CO2 einsparen und außerdem noch den Ausstoß von Rußpartikeln um 40 bis 80 Prozent und den von Stickoxiden um bis zu 8 Prozent verringern. Die Leistungsfähigkeit der meisten von uns freigegebenen Motoren ändert sich dabei nicht und auch die Serviceintervalle bleiben gleich. HVO schadet den Motoren, die wir bisher freigegeben haben, also keinesfalls – im Gegenteil. Zudem ist HVO ein sogenannter „Drop-in-Fuel“, den ich direkt verwenden kann.  

Michael Stipa ist Vice President Strategy, Business and Product Development Stationary Generation bei Rolls-Royce Power Systems. Er versichert, dass HVO freigegebenen mtu-Motoren keinesfalls schadet – im Gegenteil.

Bei all diesen positiven Eigenschaften ist davon auszugehen, dass der Bedarf von HVO weiter wächst. Wie viel Prozent des weltweiten Dieselbedarfs könnte man denn mit HVO decken?

Mats Hultmann: Wir bauen unsere Produktion massiv aus und wollen im Jahr 2026 doppelt so viel HVO produzieren wie im Jahr 2022. In den vergangenen Monaten haben wir unsere Produktion in Singapur erweitert und sind in den USA ein Joint Venture für die Produktion vor Ort eingegangen, 2026 wird auch unsere Raffinerie in Rotterdam erweitert. Zu diesem Zweck experimentieren wir auch mit neuen Rohstoffen. Derzeit produzieren wir HVO aus Rohstoffen wie Altspeiseöl, tierischen Fetten und Rückständen aus der Fischereiindustrie  

Wir untersuchen neue potenzielle Rohstoffe wie Algen oder Reststoffe aus der Land- und Forstwirtschaft, um in Zukunft noch höhere Produktionsmengen gewährleisten zu können.

Mats Hultman, Head of OEM Partnerships bei Neste

Wie wird sich denn der Preis von HVO entwickeln?

Mats Hultman: Es ist teurer, HVO zu produzieren als fossilen Diesel. Aber es ist auch nicht richtig, HVO mit fossilem Diesel zu vergleichen, denn HVO kann mehr. Mit HVO kann man Energie und Mobilität nahezu klimaneutral möglich machen. Und wenn man HVO mit Wasserstoff oder anderen E-Fuels vergleicht, ist HVO ein sehr kosteneffizienter Weg zur Dekarbonisierung, bei dem man die bestehenden Motoren und Infrastrukturen weiter nutzen kann.


Stipa: Welche Rolle spielt denn der Preis bei Ihren Kunden?  

Michael Stipa: Der spielt natürlich eine Rolle. Viele unserer Kunden sind bereit, ihren Beitrag zur Nachhaltigkeit zu leisten und sie würden für HVO mehr zahlen als für fossilen Diesel. Doch diesem „mehr“ sind natürlich Grenzen gesetzt. Der Preisaufschlag muss in einem von unseren Kunden tolerierbaren Rahmen sein und dafür brauchen wir geeignete Rahmenbedingungen. Doch es gibt Fälle, in denen man mit HVO sogar Geld sparen kann. In Rechenzentren beispielsweise stehen unsere Stromaggregate für den Notfall bereit. Sie springen immer dann ein, wenn das öffentliche Stromnetz ausfällt. Wie oft das passiert und wie lange die Aggregate dann laufen müssen, ist natürlich nicht planbar. Daher müssen unsere Kunden immer viel Diesel bevorraten. Und jetzt kommt der große Vorteil von HVO: Er kann weitaus länger gelagert werden wie fossiler Diesel. Unsere Partner von Neste haben festgestellt, dass HVO eine weitaus längere Haltbarkeit haben kann als herkömmlicher Diesel, da herkömmlicher Diesel oft FAME oder Biodiesel enthält, was zu einer viel kürzeren Haltbarkeit beiträgt. Die Betreiber der Rechenzentren müssen HVO also seltener austauschen. Dadurch sparen sie natürlich viel Geld – das macht den HVO-Mehrpreis nach einer gewissen Zeit wieder wett.  

Seit dem Jahr 2022 kooperiert die Geschäftseinheit Power Systems von Rolls-Royce mit Neste. Was genau bringt diese Kooperation?  

Michael Stipa: Sie bringt uns und vor allem unseren Kunden sehr viel. Wir wollen gemeinsam dafür sorgen, Verbrennungsmotoren mit HVO nachhaltiger zu betreiben. In dieser Kooperation kommen der weltweit größte Kraftstoffproduzent von HVO und einer der erfahrensten Hersteller von Verbrennungsmotoren zusammen. Wir wollen dem Kraftstoff HVO gemeinsam zu seinem großen Durchbruch verhelfen und die Welt grüner machen. Davon profitieren unsere Kunden auch ganz praktisch, denn wir können sie oft gemeinsam beraten und sie bei der Umstellung auf HVO aktiv unterstützen.  

HVO ist für viele der Brückenkraftstoff, bis strombasierte Kraftstoffe wirtschaftlich und flächendeckend verfügbar sind. Wie lange planen Sie noch mit HVO?

Mats Hultmann: Für uns ist HVO keineswegs ein Brückenkraftstoff. Kein Kraftstoff, sei es HVO, Wasserstoff oder ein anderer strombasierter Kraftstoff, wird die Anforderungen aller Branchen und aller Nutzungsarten erfüllen können. Es wird immer einen Bedarf an verschiedenen Lösungen geben, die sich gegenseitig ergänzen können. Deshalb erforschen wir auch neue Wege, um erneuerbare Kraftstoffe zu produzieren, hier gibt es noch viel Potenzial, um größere Mengen zu erzeugen.

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