Alexander Dangel ist seit über 25 Jahren bei Rolls-Royce Power Systems, heute leitet er den strategischen Einkauf und das Lieferantenmanagement. Er vergleicht die Situation vor 25 Jahren, als die mtu-Baureihen 2000 und 4000 das Unternehmen auf den Kopf stellten, mit der von heute. „Damals haben viele Mitarbeiter nicht an den riesigen Erfolg dieser neuen Motoren geglaubt. Heute zweifeln viele daran, dass das Unternehmen mit Brennstoffzellen und weiteren Produkten aus dem Bereich „Sustainable Solutions“ genauso erfolgreich werden wie mit diesen Motoren.
„Nur ein Fantast konnte sich im Jahr 1996 vorstellen, dass wir 25 Jahre später über 100.000 Motoren dieser Baureihen verkauft haben würden“, sagt Alexander Dangel. Und auch er selbst habe sich damals kaum vorstellen können, heute, 25 Jahre später, auf über eine Million Zylinderköpfe zurückschauen zu können, die allein für die Baureihe 4000 schon eingekauft wurden. Alexander Dangel ist auch einer dieser Väter der Motorenbaureihen 2000 und 4000. Er war von Beginn an dabei, Teile für die Motoren einzukaufen. 25 Jahre jung war er, als er die erste Bestellung für Kurbelwellen aufgab. Die Erinnerungen an die ersten Jahre mit den damals neuen Motoren sind noch immer sehr präsent.
Einkaufsvolumen verzehnfacht
Die damalige MTU Friedrichshafen war ein kleines Unternehmen, das seine Motoren größtenteils an Behörden verkaufte. Die Stückzahlen waren gering, das Wort Preisdruck kannte man kaum. Heute ist aus der „kleinen“ MTU Friedrichshafen ein gewichtiger Teil des Rolls-Royce-Konzerns geworden und Alexander Dangel kauft nicht nur ein paar Hundert Kurbelwellen im Jahr ein, sondern viele Tausend. Das Einkaufsvolumen hat sich von etwa einer viertel Milliarde Deutscher Mark auf über 1,5 Milliarden Euro mehr als verzehnfacht.
„In gewisser Weise ist doch die Situation damals mit der von heute vergleichbar“, meint Dangel. „Wir sind alle Fans von Verbrennungsmotoren und neue Produkte wie Brennstoffzellen, an denen wir entwickeln, erscheinen uns noch fremd“, so der passionierte Tim- und Struppi-Leser. Genauso ging es den Mitarbeitern vor 25 Jahren auch. Da glaubte kaum einer daran, dass sich das Unternehmen so wandeln könne. "Doch wir haben es geschafft. Und das werden wir auch noch einmal schaffen, da bin ich überzeugt“, so Dangel.
Einkauf ist global geworden
Auch wenn er sicherlich ein wenig traurig sein wird, wenn er in Zukunft weniger Kurbelwellen, Gleitlager und Kolben einkaufen wird, da der Verbrennungsmotor teilweise durch andere Technologien ersetzt werden dürfte. Denn für diese drei Teile ist er schon seit 25 Jahren verantwortlich. „Die habe ich nie aus der Hand gegeben, egal in welcher Position ich war“, schmunzelt er. Was er aber sehr wohl aus der Hand gegeben hat, ist die lokale Verantwortung. Denn darin sieht Dangel den größten Unterschied zum Einkauf vor 25 Jahren. Heute sei der Einkauf global, und Teile aus Indien, China oder den USA könne man nicht alleine aus Friedrichshafen heraus kaufen. Daher hat er in den vergangenen Jahren eine globale Einkaufsorganisation mitentwickelt, immer weiter ausgebaut und – das sei vielleicht das Wichtigste – gelernt, die Mitarbeiter vor Ort machen zu lassen. „Ich bin kein Chef, der mal schnell nach Asien fliegt, um dort die Herausforderungen zu lösen“, stellt Dangel klar. Zwar sei er vor der Corona-Pandemie viel in der Welt unterwegs gewesen, doch nicht, um den Mitarbeitern vor Ort zu zeigen, wie sie arbeiten sollen. Viel mehr will er ihnen die Rahmenbedingungen geben, Herausforderungen selber zu lösen. Denn eins ist für ihn klar: Einkauf ist vor allem Kommunikation, und ein Chinese können nun mal besser mit einem Chinesen kommunizieren als er.
Letztlich sei es aber die Kommunikation, die den Bereich Einkauf für ihn so spannend mache. Denn das macht Dangel den ganzen Tag – mit Lieferanten, aber auch mit Kollegen im Unternehmen, um für die Geburtstagsmotoren der Baureihen 2000 und 4000, und bald auch für die neuen Produkte aus dem Bereich „Sustainable Solutions“ die besten Teile zu beschaffen.