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„Ich bin wirklich stolz auf die Baureihe 4000“

Veröffentlicht am 14 Oktober 2021 von Katrin Auernhammer, Bilder von Robert Hack

Der 25-jährige Geburtstag der Baureihe 4000 ist für die Konstrukteurin Judith Keller eine Erfolgsgeschichte: „Das ist so ein tolles Produkt, das ich über mein ganzes Berufsleben immer in irgendeiner Form begleitet habe. "
Judith Keller war von Anfang an dabei: Sie hat den mtu-4000er und seine zahlreichen Anwendungen in vielen Konstruktionsprojekten begleitet und viel mit ihm erlebt. Ein ständiger Begleiter, den sie auch nach 25 Jahren noch nicht satt hat und in ihrem Arbeitsalltag nicht missen möchte.

  Es gibt nur wenige Tage im Berufsleben von Judith Keller, an denen sie nicht mit der Baureihe 4000 zu tun hatte. Als sie 1993 ihre Ausbildung zur Technischen Zeichnerin bei der damaligen MTU Friedrichshafen startete gab es die Baureihe 4000 noch gar nicht. Doch schon wenige Monate nachdem sie ausgelernt hatte, lernte sie den neuen Langzeit-Wegbegleiter kennen: Sie kam in ein neues Konstruktionsteam mit zehn Personen, und von heute auf morgen bestimmte die Baureihe 4000 ihr Arbeitsleben: „1997 sollte der 4000er Marinemotor in die Serie gehen. Um das zu meistern, mussten wir auch zwei Samstage im Monat arbeiten“, erinnert sich Judith Keller. Doch bei Butterbrezeln und Gebäck sei das nicht ganz so schlimm gewesen. Damals hatte die Technische Zeichnerin ihren Schreibtisch und ein Zeichenbrett, an dem sie mit der Schneide-Klebe-Technik oder mit Tusche Konstruktionszeichnungen anfertigte. CAD-Arbeitsplätze gab es zwar auch schon, aber nur vier imGroßraumbüro. „Da musste man morgens schnell sein“, schmunzelt Keller.

Mit Ingenieursmangel und Vertrauen zur Projektarbeit

An ihr erstes Projekt erinnert sich Judith Keller noch gut: den 16-Zylinder Bahnmotor der Baureihe 4000 für die Österreichische Bundesbahn. „Die ÖBB hatte gefordert, dass die Motoren auch bei
minus 25 Grad Celsius startbar sein mussten“, erinnert sich Keller. „Das haben wir mit einer Flammstartanlage gelöst, die die Ladeluft vorwärmte. Das war schon eine kuriose Lösung, aber es hat funktioniert.“

Dass Judith Keller so schnell Aufgaben in Projekten im Konstruktionsbereich übernehmen konnte, verdankt sie dem Ingenieursmangel Ende der 1990er Jahre. „Mein damaliger Chef hatte Vertrauen in mich und meine Fähigkeiten. Er war überzeugt, dass ich das kann, und ich war wirklich motiviert. Heute bin ich dankbar über das Vertrauen und die dadurch entstandenen Möglichkeiten.

Nach mehreren Jahren bei den 4000er-Stromaggregaten war es Zeit für die nächste 4000er-Variante: „Gemeinsam mit nur drei weiteren Kollegen und einem Projektleiter sollten wir aus dem Diesel-Gendrive und dem C&I-Motor einen Fracking-Motor und ein Electric Drilling Package für den amerikanischen Markt entwickeln“ erzählt Keller. Ein neues Einsatzgebiet für den 4000er, das es ihr auch ermöglichte für die Serienanläufe nach Detroit zu reisen. „Das erweitert den eigenen Horizont und man knüpft Kontakte, die ich bis heute regelmäßig zu meiner Arbeit nutze, schätze und pflege“ schwärmt Keller. „Hinzu kam, dass der Motor ein echter Erfolg wurde: Die Vertriebskollegen präsentierten den Motor erstmals auf einer Messe in Texas – auf der als Give Away Gutscheine für bestickte Cowboy-Stiefel mit mtu- und DDC-Logo verteilt wurden. Anschließend wurden die Kunden nach Friedrichshafen eingeladen und der Vertriebskollege verkaufte die ersten Motoren bei einem Kundenessen im Restaurant mit Unterschrift auf einem Bierdeckel. Das war unglaublich!“ Die Papierunterlagen erledigten die Parteien dann wenige Tage später.

Hintergrundwissen und Feedback-Kultur

Parallel zu den Konstruktionsprojekten übernahm sie eine neue Aufgabe in der Serienbetreuung für die Baureihe 4000: „Meine Aufgabe war es die einzelnen Störungen aufzunehmen und bei den zuständigen Konstrukteuren und Teams einzulasten und nachzuverfolgen. Damals hatte ich mit relativ vielen Parteien zu tun, von der Montage, über Qualität bis hin zu Lieferanten und Kunden. Diese verschiedenen Sichtweisen haben mir viel Hintergrundwissen und Verständnis gebracht,“ so
Keller. Dieses Verständnis war für Judith Keller sowieso immer wichtig, deshalb hat sie nach ihrer Ausbildung zur Technischen Zeichnerin auch einmal zwei Wochen in der Montage der Baureihe 4000 gearbeitet. „Nur so verstehe ich, ob noch genug Platz für das Werkzeug ist,“ erklärte sie ihr damaliges Anliegen.  

„Ich finde, dass Konstrukteure häufiger mal raus ins Feld sollten, um mit den Kunden zu sprechen.
Sonst sind wir immer nur mit dem Motor beschäftigt und sehen nicht, dass dahinter ein Gesamtsystem steckt und die Lösungsfindung dann mitunter schwieriger ist.“ Positive Rückmeldungen zu einem Produkt motivieren die Konstruktionsteams. „Nach dem schweren Erdbeben in der Türkei, schrieb uns ein Kunde und bedankte sich, denn seine Notstromaggregate, waren die einzigen in der Umgebung die zuverlässig gelaufen sind. Das hat uns schon stolz gemacht und wir haben uns über die Nachricht gefreut.“

2012 gab sie dann den Montage-Ansprechpartner an eine Kollegin wieder ab um ins nächste Projekt, die Entwicklung der neuen Gendrive-Motoren, der vierten und fünften Generation
einzusteigen  

Auf die nächsten 25 Jahre

Langweilig wurde es Judith Keller mit der Baureihe 4000 nie. „Jede einzelne Anwendung der Baureihe hat ihre spezifischen Details und Anforderungen, denen man gerecht werden muss.“ Keine Aufgabe gleicht der anderen.

Der 25-jährige Geburtstag der Baureihe 4000 macht die Konstrukteurin stolz. „Das ist so ein tolles Produkt, das ich über mein ganzes Berufsleben immer in irgendeiner Form begleitet habe. Es ist einfach unglaublich, wie vielseitig dieser Motor ist. Vom ersten Marine-Prototyp bis zur riesigen Produktpalette, die der 4000er heute hat. Eine tolle Erfolgsgeschichte für Rolls-Royce, aber vor allem für uns Mitarbeiter, die wir, jeder in seiner Funktion, dazu beigetragen haben.“

Seit April 2021 ist Judith Keller in der Plattformentwicklung bei den Diesel-Aggregatsmotoren und beschäftigt sich mit den Stromerzeugern der Baureihen 2000 und 4000. Was sie zusammen mit ihren Kollegen als nächstes in Serie bringen will? Die nächste Generation des 4000ers natürlich.

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