Zweistufig geregelte Aufladung reduziert Schadstoffausstoß
Doch der Turbolader ist längst nicht nur der „Kraftprotz“ im Motor. Er sorgt auch dafür, den Kraftstoffverbrauch zu reduzieren und den Ausstoß von Schadstoffemissionen zu vermindert. Ein besonderes Mittel dazu ist die zweistufig geregelte Aufladung, die in vielen mtu-Motoren seit zehn Jahren serienmäßig verbaut ist. Dabei wird die Verbrennungsluft des Motors nicht nur von einem Turbolader verdichtet und in den Brennraum gepresst, sondern von zwei Turboladerstufen. Dies ist insbesondere bei Motoren notwendig, bei denen Technologien zum Einsatz kommen, die die Bildung und den Ausstoß von Schadstoffen vermindert: dem Miller-Verfahren, der Abgasrückführung und dem Dieselpartikelfilter. Diese erzeugen einen Gegendruck, der ausgeglichen werden muss. Mit dem zweistufigen Aufladungssystem steht dem Motor so trotzdem genug Luft zur Verfügung.
Derzeit entwickeln mtu-Experten von Rolls-Royce eine hochkompakte zweistufige Aufladung. Bei dieser werden die Turbinen in Achsrichtung angeströmt, wodurch das der gesamte Turboauflader kompakter wird. „Gerade bei Marinemotoren ist das wichtig“, so Dr. Johannes Kech, der die Entwicklung von mtu-Turboladern bei Rolls-Royce leitet.
Elektrische Turboaufladung macht Motoren agiler
Auch die elektrische Turboaufladung macht Motoren agiler und gleichzeitig verbrauchsärmer und umweltfreundlicher. Bei dieser wird die konstruktionsbedingte Schwäche des Turboladers – bei niedriger Drehzahl reicht die Abgasmenge an der Turbine nicht, um den Verdichter stark genug anzutreiben – ausgeglichen. Das so genannte Turboloch wird nun elektrisch gestopft. Das Prinzip: Ein klassischer mtu-Turbolader wird mit einem elektrischen Antrieb gekoppelt. Durch diesen kann der Betriebspunkt des Turboladers von der Drehzahl des Dieselmotors nahezu entkoppelt werden. Starke Verzögerungen beim Leistungsaufbau, eben das Turboloch, sind damit Geschichte und die Aufladung kann in beinahe jedem Betriebszustand optimal erfolgen. „Wir haben die Technologie bereits erprobt und erwarten schon bald die erste Beauftragung“, so Kech. Zum Einsatz kommen sollen die elektrisch angetriebenen Turbolader überall dort, wo die Motoren schnell volle Leistung bringen müssen: im militärischen Bereich, in Yachten oder auch bei schnellstartenden Gasmotoren für Notstrom.
Für stationäre Gasmotoren haben mtu-Ingenieure eine neue klassische Turboladerfamilie entwickelt, bei der der Entwicklungsschwerpunkt rein auf der Effizienz lag. Denn anders als bei mobilen Dieselmotoren ist die Leistungsdichte beim stationären Gasmotor nicht entscheidend. Kompaktheit war daher kein Entwicklungsziel. „Gasmotoren haben aber enorm viele Betriebsstunden. Wenn wir es schaffen, diese Motoren durch hocheffiziente Turboaufladung effizienter zu machen, steigern wir deren Wirkungsgrad und unsere Kunden sparen Kraftstoff“, so Kech. Schon bald soll die neue Turboladerfamilie in stationären mtu-Gasmotoren erprobt werden und zeigen, dass sie den Wirkungsgrad entscheidend erhöhen kann.