IMO-3-zertifizierte mtu-Motoren der Baureihe 2000 zeigen in einer Custom-Line-Yacht von Ferretti, dass sie auch in Kombination mit einer SCR-Anlage nichts von ihrer Top-Performance einbüßen.
Wer meint, Yachtindustrie und Nachhaltigkeit schließen sich aus, der sollte einen Blick nach Italien werfen. Genauer in die Hafenstadt Ancona im Osten Italiens. Hier vor der traumhaften Kulisse der Adria testet der Yachthersteller Ferretti seine Yachten der Custom-Line-106, bevor er sie an seine Kunden ausliefert. Heute stehen die Tests für eine ganz besondere Yacht dieser Linie an: Die Erste mit IMO-3-zertifizierten mtu-Motoren der Baureihe 2000. Eine integrierte SCR-Abgasnachbehandlungsanlage reduziert die Emissionen der 16-Zylinder-Motoren erheblich.
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ZustimmenErste Yacht mit mtu-IMO-3-Antriebssystem
Der Kunde dieses neuesten Modells kann sich auf eine Yacht der Extraklasse freuen: 33 Meter purer Luxus, ein stylisches Interior, sportlicher Schnitt. Von der Linie Custom-line-6 wurden bereits zehn Boote verkauft. Doch diese elfte Yacht der Serie ist nun die Erste mit einem mtu-IMO-3-Antriebssystem.
Die mtu-Motoren des Typs 16V 2000 M97L bringen die Yacht nicht nur zu einer Höchstgeschwindigkeit von 26 Knoten (etwa 48 Stundenkilometer). Sie sind mit einem integrierten SCR-System ausgestattet, das die Stickoxidemissionen deutlich reduziert. Die IMO-III-Zertifizierung des Antriebssystems ermöglicht es dem neuen Besitzer der Yacht, besonders emissionsgeschützte Gebiete (ECA-Zonen) zu befahren, wie z. B. die Küstengewässer Kanadas und der USA, die Karibik sowie die Nord- und Ostsee.
Genauso leistungsstark wie die bisherige Motorvariante
Doch heute ist die Yacht in Ancona unterwegs, nur wenige 100 Meer von der Werft entfernt, in der sie gebaut wurde. Und statt Sonnenanbetern sind Ingenieure und Messtechniker von Rolls-Royce und der Ferretti-Gruppe an Bord. Und die sind vor allem gespannt darauf, wie sich der neue Motor in der Yacht präsentiert. „Natürlich sind wir aufgeregt“, gibt Rüdiger Grau zu. Zusammen mit seinen Kollegen hat er als technischer Projektleiter das mtu-Antriebssystem am Hauptsitz von Rolls-Royce in Friedrichshafen entwickelt und getestet. Auf dem Prüfstand performte das IMO-3-System so gut wie das IMO-2-System mit den mtu-2000er-Motoren ohne SCR-Anlage. Doch wie würde es sich auf hoher See schlagen, wo keine Laborbedingungen herrschen? Kommen die Turbolader mit dem hohen Abgasgegendruck zurecht, der neben der SCR-Anlage auch durch die yachttypischen Unterwasserauspuffanlagen und den Wellengang entsteht? Wird die Wärme, die durch die SCR-Anlage entsteht, optimal aus dem Motorraum abgeführt? Und wie laut ist das finale Antriebssystem im Maschinenraum – wird es die Gäste an Bord stören?
Viele Fragen standen auf der To-Do-Liste der Testcrew. Und so beschleunigt der Kapitän und bremst abrupt ab. Auch weitere yachttypische Manöver wie schnelle Kurven stehen immer wieder auf dem Testprogramm. Ein Rolls-Royce-Messtechniker beobachtet unterdessen das Verhalten der Motoren. Und die Erleichterung war allen schnell anzusehen. „Es läuft wie geplant“, freut sich die Rolls-Royce-Crew, die aus Mitarbeitern aus Deutschland und Italien besteht.
„Der mtu-Motor vom Typ 16V 2000 M97 ist genauso leistungsstark wie sein Vorgänger – das hat er bei den Tests heute bewiesen. Und dank der SCR-Anlage ist er wesentlich umweltfreundlicher“.
Besonders begeistern Crew und Kapitän die hervorragenden akustischen Eigenschaften des Antriebssystems. In Kombination mit dem gut gedämmten Motorraum sind dessen Schwingungen und Schall auf dem Deck nicht spürbar. „Das ist wichtig, denn der Kunde soll auch mit einem grünem Motor das Yachtleben unbeschwert genießen“, erläutert der Kapitän. Er betont, dass bei der Ferretti-Gruppe alles auf die Kundenzufriedenheit ausgerichtet sei. Und dazu gehöre eben neben dem Design Ergonomie und akustischer Komfort an Bord. „Wir verschieben die Grenzen immer weiter, um unseren Kunden Yachterlebnisse der Extraklasse zu ermöglichen“, so der Kapitän an Bord.
Die Zukunft: Hybridsysteme
Dazu sollen in Zukunft auch Hybridantriebe gehören. Rolls-Royce entwickelt derzeit eine komplett integrierte, hybride mtu-Antriebslösung mit einer Leistung von 1.432 Kilowatt pro Antriebsstrang. Das IMO-3-konforme System wird zwei 12-Zylinder-Dieselmotoren der mtu-Baureihe 2000 M97, Elektro-Antriebsmodule, Getriebe, Batterien, Steuerungs- und Überwachungssysteme, weitere elektronische Komponenten sowie eine SCR-Anlage umfassen. Damit wird eine Yacht nicht nur noch leistungsstärker, sondern auch nochmals komfortabler. Denn im reinen Elektromodus fährt die Yacht leiser, vibrationsarm und lokal völlig emissionsfrei.
"Hybridantriebe sind ein Beispiel dafür, wie wir Yachten grüner machen. Wir arbeiten derzeit an einer modularen Lösungsarchitektur, in der wir Hybridantriebe mit Zukunftstechnologien wie Methanolmotoren, Brennstoffzellen und Batterien kombinieren. Alles mit dem Ziel, Yachten grüner und gleichzeitig noch komfortabler zu machen."
Doch zurück an die Adria und den heutigen Tests: geduldig fährt der Kapitän das nächste Manöver, mit dem die Rolls Royce Testcrew um Rüdiger Grau erproben will, wie der Motor auf eine abrupte Bremsung reagiert. Richtig gut – sind sich alle einig. „Die neuen mtu-Motoren sind tatsächlich so leistungsstark wie ihre Vorgänger, trotz ihrer SCR-Anlage“, sagt der Kapitän überzeugt. Er wird die Yacht zusammen mit seiner Crew an den neuen Eigner übergeben und dessen Crew ausbilden. Für eine kurze Zeit wird diese Mannschaft dann die Einzige auf der Welt sein, die diese neuen mtu-IMO-3-Motoren einsetzt. Doch sowohl in den USA bei Westport und Delta Marine als auch in Abu Dhabi bei Gulf Craft sind schon weitere Yachten mit IMO-3-zertifizierten mtu-Motoren der Baureihe 2000 im Bau und zeigen damit, dass Nachhaltigkeit und Luxusyachten gut zusammenpassen.