Flotte Familie
Veröffentlicht am 08 Dezember 2016 von Caren-Malina Butscher, Bilder von Robert Hack
90 Prozent aller Schiffe, die bei Rodman Polyships gebaut werden, verlassen das Werksgelände mit mtu-Motor.
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Zustimmen„Wir passen einfach zusammen“, sagt Oscar Rodríguez mit einem Grinsen. Wenn er „wir“ sagt, meint er Rodman Polyships und mtu. 90 Prozent aller Schiffe, die bei Rodman Polyships gebaut werden, verlassen das Werksgelände mit mtu-Motor. „Seit über 30 Jahren arbeiten wir mit mtu zusammen. Durch die langjährige Zusammenarbeit sind wir ein eingespieltes und gutes Team“, ergänzt er. Oscar ist Geschäftsführer der spanischen Werft. Rodman Polyships gehört mit fünf Standorten in Spanien und Portugal zu den größten Schiffsbau-Unternehmen in Europa. Egal ob Rettungsboote für das spanische Rote Kreuz, Patrouillenboote für den Oman oder Katamarane für China – die spanischen Schiffsbauer machen alles zwischen zwei und 200 Meter Länge möglich. „Es gibt kein Boot, das wir nicht bauen können“, sagt Oscar.
Oscar’s Arbeitstag beginnt um 7.30 Uhr. „Ich bin Spanier mit deutscher Mentalität“, sagt er. „Pünktlichkeit, Vertrauen und Qualität - das kennt man aus Deutschland und das sind auch unsere Standards“. In weißem Hemd und beigefarbener Stoffhose sitzt er in seinem Büro in der zweiten Etage des fünfstöckigen Headquarters im spanischen Moaña, einer kleinen Industriestadt im Westen Spaniens. Von hier hat er einen guten Blick auf die Werft – und den eigenen Hafen. Auf der schmalen Halbinsel, zwischen der Ria de Vigo und Ria de Pontevedra, entstehen Schiffe für die ganze Welt. Mit der Nähe zu Vigo hat Rodman Polyships in Moaña eine direkt Verbindung zu einer Stadt mit der größten Fischereiflotte des Landes. Der Hafen von Vigo hat bei Meeresprodukten die weltweit größte Bedeutung. "Wir haben zwischenzeitlich auf allen fünf Kontinenten Schiffe mit unserem Logo. Das ist ein tolles Gefühl", erzählt Oscar‘s Vater, Manuel Rodríguez. Er ist Gründer und Vorstand des Familienunternehmens. Was im Jahr 1974 mit dem Bau von Fischerbooten begonnen hat, hat sich zwischenzeitlich zu einem weltweit agierenden Unternehmen entwickelt. Der Name Rodman ist zusammen gesetzt aus dem Namen von Vater Manuel Rodríguez. Im Jahr 1980 wurden die ersten Boote bei Rodman mit mtu-Motoren gebaut.
Bodenständigkeit als Erfolgskonzept der Werft
„mtu baut Motoren, denen man vertrauen kann“, sagt Oscar. „Und wir bauen Schiffe, die für mtu-Motoren designt sind. Dadurch passt einfach alles“, ergänzt er. „mtu versteht, was wir brauchen und wir vertrauen uns gegenseitig. Das ist wichtig im heutigen, schnelllebigen Geschäft“, ergänzt sein Vater Manuel.
Die Bodenständigkeit gehört zum Erfolgskonzept der Werft. Weder Oscar, seine Schwester Silvia oder die anderen Mitarbeiter haben den Ursprung des erfolgreichen Familienunternehmens vergessen. Manuel Rodríguez und der heutige Produktionschef Julio Martínez Coba gründeten die Werft 1974 mit der Idee, aus jedem Material Schiffe bauen zu können. Heute beschäftigt Rodman mehr als 400 Mitarbeiter. Rodman Polyships ist Teil der Rodman Gruppe. Die weiteren Geschäftsfelder stellte ebenfalls Gründer Manuel auf die Beine: Neuvisa baut Beiboote, Metalships & Docks baut Yachten und Plattform-Versorgungsschiffe, und bei Rodman Lusitania in Portugal entstehen hochentwickelte Verbundwerkstoffe, wie Teile für Windgeneratoren, Decks für U-Boote oder Abdeckungen für Züge und Busse. Vier Unternehmen verteilen sich auf fünf Standorte in Spanien und Portugal auf einer Fläche von 250.000 Quadratmetern.
Diese fünf Werften braucht es, um weltweit zu agieren. Die Werften bestechen durch ein hohes Level an technologischer Entwicklung, Qualitätskontrolle, Sicherheit und Umweltfreundlichkeit. „Du kannst dich als Unternehmer nicht nur auf eine Branche fixieren. Du musst dich breit aufstellen“, sagt Manuel. Rodman ist einer der wenigen Schiffsbauer, die derart viele Schiffe für verschiedene Anwendungen bauen. „Die Wirtschaftskrise im Jahr 2008 hat natürlich auch die Schiffsbranche getroffen. Den Spaniern ging es lange nicht gut, sie kauften keine Schiffe. Dennoch wachsen wir langsam weiter. Wir wachsen lieber langsam als zu schnell“, sagt der 37-Jährige. Er liebt die Herausforderung. Rund 14.000 Schiffe wurden bei Rodman bisher gebaut, derzeit rund 500 Schiffe pro Jahr. Bis vor ein paar Jahren hatte Rodman noch mehr als 50 Wettbewerber in Spanien – heute sind es nur noch zwei. „Die Wirtschaftskrise zwang sie in die Knie“, fügt Manuel ernst hinzu.
Fast wie im Urlaub
Wenn man an Spanien denkt, gehört MoañaMoana im Westen nicht unbedingt zu den Orten, die einem als Urlaubsziel einfallen. Doch der wolkenlose Himmel, das kristallklare Wasser und der leichte Wind sprechen für sich. Oscar blickt mit blauen Augen auf das Wasser. Auch wenn Testfahrten einem einheitlichen Ablauf folgen, ist dennoch jede anders. Das weiß auch Oscar. „Wir gehen davon aus, dass alles funktioniert – rein theoretisch. Erst wenn du aber auf dem Wasser bist und die Höchstgeschwindigkeit erreichst, siehst du die Erleichterung in den Gesichtern der Techniker“, sagt er. Das Wasser glitzert an diesem heißen Sommertag: Es könnte kein besseres Wetter für eine Testfahrt mit dem Patrouillenboot des Typs 111 55 sein, das ab 2017 im Oman fahren wird.
Oscar startet den Motor und das Rodman Werftgelände fällt innerhalb wenigen Minuten immer weiter zurück. Es riecht nach Salz und Meerwasser. Möwen kreisen am Himmel, das Patrouillenboot zieht an Muschelfarmen vorbei. „Meer, Sonne, Boot fahren - fast wie Urlaub, oder?“ sagt Oscar, und die Sonne scheint ihm auf sein braunes Gesicht. Da alle Boote von Rodman auf dem atlantischen Ozean getestet werden, kennt Oscar jede Bucht entlang der spanisch-portugiesischen Küste. Der Spanier hat einen Bootsführerschein – „für alle Schiffe“, wie er betont. Mitten auf dem Wasser, mit dem Blick auf Vigo, beschleunigt Oscar das Boot auf 35 Knoten – wo das Meer noch vor wenigen Minuten auffallend ruhig war, entstehen jetzt große Wellen. Oscar umfährt sie nicht – sondern durchquert sie und bringt das Boot zum hüpfen. „Läuft alles wie geplant“, sagt er mit lauter Stimme und versucht, die Lautstärke auf dem Boot zu übertonen.
„Wir machen alles möglich“
„Egal welches Boot, egal welches Material. Wir machen alles möglich“, sagt Oscar, als er das Patrouillenboot nach der Spritztour zurück in den eigenen Hafen lenkt. Egal ob Patrouillenboot oder Passagierfähre: Mit großer Gelassenheit bringt Oscar jedes Schiff auf den Atlantik und wieder zurück in den Hafen. So auch ein Patrouillenboot, das er kürzlich für die marokkanische Küstenwache getestet hat: Acht Stunden bei Vollgas, von Norden nach Süden und wieder zurück – alles entlang der spanischen Küste. Oscar ist es wichtig, mit dabei zu sein, wenn die Schiffe aufs Wasser gelassen werden. „Ich will sehen, wie sich das Boot bewegt und woran wir monatelang arbeiten“. Die Testfahrten seien wichtig, um zu verstehen, was Rodman baut. „Viele Kunden haben besondere Ansprüche, denen wir gerecht werden müssen“, sagt Oscar. „Unser Erfolg basiert unter anderem auch auf den Ideen und Anforderungen unserer Kunden. Denn nichts treibt uns mehr an, als das Umsetzen von hohen Anforderungen“, ergänzt sein Vater Manuel.
Spezialisierung auf schnelle Patrouillenboote
Das Familienunternehmen unter der Leitung von Oscars Vater, Vorstand Manuel Rodríguez, hat sich auf den Bau von schnellen Patrouillenbooten spezialisiert. „Unabhängig davon welche Behörde man in Europa fragt: Wenn es um Patrouillenboote geht, dann fällt der Name Rodman Polyships“, sagt Pablo Vivancos, Vertriebsleiter bei MTU Iberica. Er ist regelmäßig bei Rodman Polyships vor Ort. Fünf neue Fang- und Patrouillenboote des Typs Rodman 111 werden wurden im August der Royal Oman Police zur Küstensicherung übergeben: Je zwei 16V 2000-Motoren treiben die 35 Meter Schnellboote an. Die Mitarbeiter bei Rodman haben pro Schiff 7.000 Arbeitsstunden investiert. „Bei jedem Boot, das mit unseren Motoren auf das Wasser kommt, ist jemand von MTU Iberica vor Ort“, erzählt Vivancos. „Die Anforderungen an die Boote für den Oman sind besonders hoch: Das Wasser ist teilweise bis zu 40 Grad warm, die Außentemperaturen liegen noch höher – da darf die Motorkühlung nicht versagen. Und deswegen setzen wir auf mtu“, sagt Oscar Rodríguez. Die Royal Oman Police wird die 35 Meter langen Boote zur Küstenwache und zur Rettung von Schiffsbrüchigen einsetzen. Im ersten Halbjahr von 2017 Im Jahr 2017 sollen die Boote in Betrieb gehen – es sind die größten je gebauten Patrouillenboote von Rodman.
Katamarane für China
Der Schlüssel zum Erfolg liegt für Oscar im Know-how und Design. Das zeigt Rodman Polyships auch bei einem Großauftrag für Katamarane für China. Insgesamt zehn Katamarane des Typs Rodman 84 wird das Unternehmen liefern – nach 1250.000 Arbeitsstunden pro Boot. Die Mannschafts-Katamarane werden von je zwei 10V 2000 M84-Dieselmotoren angetrieben. Bis zu 350 Passagiere finden Platz auf dem Katamaran, „mit Sitzen wie bei Lufthansa, nicht wie bei einer Billig-Airline“, sagt Oscar mit einem Grinsen.
Die Katamarane haben eine Länge von 26 Metern. „Das Besondere ist, dass der Katamaran sehr leicht und kompakt ist. Damit erreicht er eine Höchstgeschwindigkeit von 30 Knoten, also rund 56 Kilometer pro Stunde“, ergänzt er. Aufgrund der Zuverlässigkeit und Effizienz eignen sich Schiffsmotoren der mtu-Baureihe 2000 optimal für den Einsatz in Katamaranen. Sie können Fahrten mit einer Reichweite von mehr als 900 600 Kilometern zurücklegen. „Mit der Unterzeichnung dieses Vertrages etabliert sich Rodman als einer der renommiertesten Werften weltweit im Bau aller Arten von Schiffen“, sagt Oscar. Privat darf es für Oscar gerne eine Nummer kleiner sein als ein Katamaran für mehrere hundert Passagiere oder ein 35 Meter großes Patrouillenboot. „Ich habe nur ein Segelboot für Familienausflüge - das reicht“, sagt er mit einem Lachen. Im Urlaub verzichtet er sogar ganz auf Wasser und bevorzugt das Landesinnere – dort findet er die Ruhe, die er vom Alltag in der Werft braucht – und freut sich auf die nächste Spritztour mit einem Patrouillenboot.
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