Mit 4.000 PS ins Idyll

Mackinac Island liegt im Huronsee, einem der großen Seen an der Grenze zwischen den Vereinigten Staaten und Kanada, und zieht jedes Jahr fast eine Million Besucher an. Zu einem beliebten Sommerausflugsziel wurde die Insel schon in den 1880-er Jahren, als die ersten Touristen per Dampfschiff kamen, um die frische Luft des Nordens zu genießen. Für die Übernachtungsgäste entstanden vornehme Hotels wie das Grand Hotel, und etliche reiche Unternehmen errichteten auf den Klippen im Osten und Westen ihre Sommerresidenzen mit Blick auf die glitzernde
Wasserfläche der Mackinacstraße. Heute sind die vielen historischen Gebäude und Wohnhäuser der Insel denkmalgeschützt und werden sorgsam erhalten, damit sich auch noch künftige Generationen daran erfreuen können.

Autofreier Highway

Auf der Insel leben ganzjährig etwa 600 Menschen. Im Winter ist es dort ruhig. Die meisten Geschäfte sind geschlossen, die Insel „gehört“ den Bewohnern. In den Sommermonaten aber herrscht auf der Insel Trubel. Familien radeln die M-185 entlang: Diese 13 Kilometer lange Strecke ist der einzige staatliche Highway in den USA,der für Autos gesperrt ist. Geschäfte, Hotels und Restaurants reihen sich im Ortszentrum aneinander, das nur ein paar Straßen lang ist. In der Sommersaison gibt es auf der Insel über 500 Pferde. Diese ziehen Kutschen, stehen für Reitausflüge zur Verfügung, transportieren das Gepäck und ziehen manchmal sogar die Straßenreinigungsfahrzeuge.

Auch die Anreise auf die Insel ist ein besonderes Erlebnis – und Teil des Urlaubsvergnügens. Da es keine Brücke nach Mackinac Island gibt, müssen die Besucher ihre Autos auf dem Festland zurücklassen und per Flugzeug oder Fähre anreisen. Die meisten Besucher entscheiden sich für die 16 Minuten lange Fährfahrt über den Huronsee auf einer Fähre von Shepler’s.

Frachtschiff als Eisbrecher

Shepler’s ist ein Familienunternehmen – das seit über 70 Jahren Fahrten auf die Urlaubsinsel Mackinac Island anbietet. Der Sohn und die drei Enkelkinder von Kapitän und Firmengründer William H. Shepler – Chris, Patty und Billy – leiten das Unternehmen heute. Sie führen sechs Fahrgastfähren und ein Frachtschiff, die alle von mtu-Motoren angetrieben werden. Das 29 Meter lange Frachtschiff Sacre Bleu eröffnet am Ende des Winters die Saison und bricht im Eis die Fahrrinne frei. Mit ihren zwei MTUMotoren der Baureihe 60 bewältigt die Sacre Bleu bis zu ein Meter dicke Eisschichten. Das offene Flatback-Schiff kann knapp 91 Tonnen Fracht jeder Art befördern – von Pferden über Gewürzgurken bis hin zu Betonmischern. Nach der Eisschmelze im April nimmt Shepler’s den Fährdienst für Fahrgäste auf. Während der Hauptsaison im Juli sind die sechs Fährschiffe ständig unterwegs und verbinden drei Häfen mit 100 Fahrten am Tag. Um das Fahrtangebot weiter ausbauen zu können, hat Shepler’s sein bisher größtes und modernstes Schiff gebaut: die Miss Margy, benannt nach der Ehefrau von William Shepler.

mtu 2000er only

Die 2015 getaufte, 3,8 Millionen US-Dollar teure Miss Margy ist die größte Fähre von Shepler’s. Sie ist 26 Meter lang und bietet Platz für 281 Fahrgäste. Sie wurde gebaut von der Werft Moran Iron Works in Michigan und verfügt über moderne Komfortfunktionen wie Klimaanlage, Antibeschlagscheiben und WLAN. Modernste Technik findet sich auch im Motorraum: Die Miss Margy wird von drei 16-Zylinder-mtu-Motoren der Baureihe 2000 angetrieben, die zusammen 4.200 PS leisten.

Shepler’s setzt schon lange auf Motoren von mtu. In den 1970er-Jahren trieben Zweitaktmotoren der Baureihe 71 von Detroit Diesel Shepler’s Fähren an. In den Folgejahren stattete man alle Schiffe nach und nach mit 16-Zylinder-Motoren der mtu Baureihe 2000 aus. „Mit unserer ersten Motornachrüstung 2001 waren wir äußerst zufrieden“, erinnert sich Billy Shepler, Miteigentümer von Shepler's und seit 27 Jahren Kapitän. „Mit ihnen sind wir schneller, sparen Kraftstoff und können die Motoren effizienter warten“, begründet Shepler und ergänzt: „Die Langlebigkeit der Motoren war einfach phänomenal: Die mtu 2000er sind über 20.000 Stunden gelaufen, bis wir sie das erste Mal überholen mussten.“

Als es darum ging, Motoren für die Miss Margy auszuwählen, fiel die Entscheidung ganz selbstverständlich auf die 16V-Motoren der Baureihe 2000. Shepler erinnert sich: „Für uns bestand keinerlei Zweifel, dass wir bei der gleichen Leistung bleiben mussten. Mittlerweile haben wir eine ganze Flotte von Schiffen, die alle mit diesen Motoren ausgerüstet sind. Die große Zahl baugleicher Motoren vereinfacht den Service und die Ersatzteilbeschaffung.“ Da die Miss Margy breiter und schwerer als die anderen Fähren von Shepler’s ist, haben wir sie mit drei Motoren ausgerüstet. „Zwei Motoren hätten ausgereicht, aber mit drei Motoren lässt sich bei Bedarf mehr Leistung abrufen. Die vielen PS bieten uns die Möglichkeit, mit einer angenehmen Reisegeschwindigkeit zu fahren, den Motor nicht zu überlasten und dabei doch ein zügiges Tempo zu halten“, erklärt Shepler. Die Miss Margy ist heute das schnellste Schiff der Shepler’s-Flotte.

Partnerschaft mit W. W. Williams

Teamarbeit ist erforderlich, damit die Motoren der gesamten Flotte reibungslos laufen und auch alles andere perfekt funktioniert – von der Einhaltung eines strengen Wartungsplans über umfassende Kapitänsschulungen bis hin zum Staubsaugen des Decks nach jeder Fahrt. Alle Servicearbeiten an den Schiffen werden direkt bei Shepler’s durchgeführt; seit Kurzem ist das Unternehmen offizieller mtu-Vertragshändler. Das Team kommt täglich um fünf Uhr morgens in die Motorenwerkstatt, um alle Fähren zu prüfen und vorbeugende Wartungsarbeiten durchzuführen. Größere Reparaturarbeiten finden im Winter statt. Bei Beratungsbedarf und für große Projekte wie die Miss Margy wendet sich Shepler’s an den mtu-Distributor W. W. Williams, mit dem man seit den 1970er-Jahren zusammenarbeitet.

„Die Partnerschaft zwischen uns ist hervorragend. Shepler’s ist mir richtig ans Herz gewachsen“, freut sich Ron Taylor von W. W. Williams. „Die Firma ist für mich eher Familie als Kunde.“ Da insgesamt drei Fährunternehmen Fahrgäste auf Mackinac Island befördern, ist das Fährgeschäft ein hart umkämpfter Markt. Shepler’s und W. W. Williams arbeiten Hand in Hand, um die Kosten zu senken und sicherzustellen, dass die Fähren den ganzen Tag fahren können – tagaus, tagein. Ron Taylor betont, dass die 16V-Motoren der Baureihe 2000 von mtu mit ihrer hervorragenden
Sparsamkeit, Langlebigkeit und Zuverlässigkeit ihren Teil dazu beigetragen haben.

Zuverlässig und pünktlich – bei jeder Fahrt

In der Hauptsaison laufen die Fähren von Shepler’s alle 30 Minuten aus, 15 Stunden am Tag. Fast 400.000 Touristen und Einheimische sind auf die Fähren angewiesen, um ihren Wohnort, ihre Arbeit oder ihre Freizeitziele zu erreichen. „Die Shepler’s-Flotte verfügt über keine Reserveschiffe: Ein Defekt bei einer Fähre wäre ein echtes Problem. Aber in fast 30 Jahren musste Shepler’s keine einzige Fahrt ausfallen lassen – eine Leistung, auf die das Unternehmen sehr stolz ist“, berichtet Taylor. Da die Miss Margy problemlos Reisegeschwindigkeiten von 64 Stundenkilometer ermöglicht, hat Shepler’s das Fahrtenprogramm auch auf Zielorte weit jenseits von Mackinac Island ausgedehnt.Von der Besichtigungsfahrt entlang den historischen Leuchttürmen von Michigan bis hin zur Kreuzfahrt bei Sonnenuntergang – die Miss Margy kann so gut wie jeden Hafen im oberen Teil der Großen Seen erreichen. Anlass zum Schmunzeln gab es freilich, als die Miss Margy bei der Überfahrt zur Insel erstmals die Power der drei mtu-Motoren ausnutzte und mit Hochgeschwindigkeit nach Mackinac Island düste: Viele Fahrgäste hätten sich eigentlich eine längere Fahrtdauer gewünscht, um die Mackinacbrücke, die Frachtkähne, den strahlend blauen Himmel und die anderen sehenswerten Dinge entlang der Strecke besser genießen zu können.

Urlaub heißt schließlich, alles etwas ruhiger anzugehen und die Hektik des Alltags hinter sich zu lassen. Wo ist das deutlicher zu spüren als auf Mackinac Island, wo die kleinen Freuden den Tag bestimmen – und der Zauber von gestern noch immer zu spüren ist.