Herzinfarkt an Bord
Langsam fahren die fünf hinaus aus dem Hafen von IJmuiden. Die Abendsonne scheint, Wellen sind nicht zu sehen. Es sieht nach einer entspannten Übung aus. Dann gibt Skipper Leendert Langbroek plötzlich Gas. In der Ferne hat er ein Frachtschiff entdeckt. Er lässt die zwei MTUler im Motorraum richtig arbeiten und steuert das Schiff mit 33 Knoten Höchstgeschwindigkeit an. Laut ist es an Bord aber dennoch nicht. „Auch wenn ich richtig Gas gebe, ist es im Cockpit der Nh 1816 20 Dezibel leiser als in der Koos van Messel“, erzählt Leendert Langbroek.
Ton Haasnoot, der heute für die Kommunikation zuständig ist, entdeckt den Namen des Frachters, es ist die Thorco Copenhagen. Per Funkspruch informiert er den Kapitän des Frachters, was die Crew der Nh 1816 vorhat. Ganz nah fahren sie seitlich an den Frachter heran und fahren langsam neben ihm her. Ein paar Zentimeter nur liegen zwischen der Nh 1816 und der Thorco Copenhagen. „Das ist die Kunst unseres Skippers“, sagt Ton Haasnoot und erklärt, warum sie diese Übung machen. „Von dieser Entfernung aus kann unsere Crew auf den Frachter steigen, um dort eventuell Erste Hilfe zu leisten“. Vorgekommen sei das schon oft. Er erinnert sich an einen Hilferuf, bei dem der Kapitän eines Frachters auf der Nordsee plötzlich starke Schmerzen am Herz hatte. Die Crew um Skipper Leendert Langbroek kam gerade noch rechtzeitig, um dem Mann zu helfen. Er hatte einen schweren Herzinfarkt und überlebte nur dank der KNRM.
Mann über Bord
Weiter geht die Fahrt der Nh 1816. Als das Ufer kaum mehr zu sehen ist und die Abendsonne sich traumhaft schön im Wasser spiegelt, steht die nächste Übung auf dem Programm: Jaap van der Laan und Bas Tol machen sich an Deck des Schiffes bereit für ihren Sprung ins Wasser. Die Vorfreude steht ihnen ins Gesicht geschrieben. Ohne zu zögern springen sie ab und landen in der eiskalten Nordsee. Doch die beiden scheinen dank ihres Anzuges überhaupt nicht zu frieren. Im Gegenteil: Sie winken fröhlich und genießen das Bad in den Wellen. Skipper Leendert Langbroek dreht ein paar schnelle Kreise um die beiden, damit die Wellen im Inneren des Kreises verschwinden. Währenddessen zieht sich auch Ton Haasnoot seinen Rettungsanzug an. Er soll die beiden retten, scheint aber die Ruhe weg zu haben. „Eile bringt nichts“, sagt er ruhig, während er die Haube aufsetzt. Dann ist es so weit: Mit geübten Handgriffen senkt er die Trage am Bug des Schiffes und wirft den beiden ein Tau zu. Jaap van der Laan ist der Erste, der es ergreift. Er zieht sich selber an das Schiff heran und greift nach der Hand von Ton Haasnoot. Dessen Anstrengung sieht man nun doch im Gesicht. Er zieht seinen Kollegen auf die Trage und fährt diese langsam hoch. Mit einem Lachen im Gesicht steht Jaap van der Laan auf, schüttelt sich kurz und schaut dann zu, wie sein Kollege auch Bas Tol aus dem Wasser zieht.