Deshalb ist die Entwicklung von Methanolmotoren eine Herausforderung
„In wenigen Monaten werden wir einen ersten mtu-Methanolmotor auf dem Prüfstand testen“, erläutert Dr. Johannes Kech, der die Entwicklung von mtu-Methanolmotoren bei Rolls-Royce leitet. Den Moment, wenn der erste Motor läuft und die Entwickler sehen können, wie das Brennverfahren sich in einem Vollmotor bewährt und mit der speziell entwickelten Turboaufladung interagiert , kann er schon heute kaum erwarten. Denn zusammen mit seinem Team hat er in den vergangenen Monaten einige Herausforderungen lösen müssen. Genauso viele hat er noch vor sich.
„Einen Methanolmotor zu entwickeln, ist nicht trivial“, erklärt Kech. Zwei Themen beschäftigen ihn besonders, wenn es um einen reinen Single-Fuel-Methanolmotor geht: die Einspritzung und die Gemischbildung. „Es gibt auf dem Markt für unsere Leistungsklasse schlicht noch keine Injektoren für Methnolmotoren, die eine ausreichende Lebensdauer haben“, erklärt Kech.
Kompliziert sei auch, ein homogenes Kraftstoff-Luftgemisch im Brennraum zu haben, das sauber verbrennen kann. Denn wegen der geringeren Schmierfähigkeit von Methanol kann der Kraftstoff nicht wie Diesel mit 2000 bar und mehr Druck in den Brennraum geschossen werden. Je niedriger allerdings der Druck ist, desto schwieriger ist es, ein homogenes Gemisch im Brennraum zu erzeugen. „Vereinfacht gesagt müssen überall im Brennraum möglichst feine Methanol-Tropfen vorhanden sein, so dass diese schnell verdampfen, um so ein homogenes und zündfähiges Gemisch an der Zündkerze sicherzustellen“, so Kech.
Doch der Aufwand wird sich lohnen, davon sind sowohl Johannes Kech als auch Denise Kurtulus überzeugt. Denn mit grünem Methanol können Schiffe nicht nur klimaneutral angetrieben werden. Bei der Verbrennung von Methanol im Motor entstehen auch sehr viel weniger Stickoxide und Partikel als beim Betrieb von Motoren mit Dieselkraftstoff. Ein aufwändiges Abgasnachbehandlungssystem wie bei Dieselmotoren wird nicht notwendig sein. Der eventuell entstehende Kohlenwasserstoff durch unverbrannten oder unvollständig verbrannten Kraftstoff lässt sich über einen Katalysator konvertieren. „In der Schifffahrt führt kein Weg an Methanol vorbei“, sagt Kurtulus.