mtu hat ihr Sortiment im Vorfeld von Tier 4 final vollständig erneuert. Was fand im Markt besonderen Anklang und was würden Sie anders machen?
Unsere Kunden zeigten sich mit dem geringeren Kraftstoffverbrauch des neuen Motorenportfolios sehr zufrieden. Für die OEM erweist sich zudem die doppelte Zertifizierung (für die USA und für Europa) als ein klarer Vorteil in puncto Anwendungs- und Absatzflexibilität. Mit den neuen Motoren der Baureihen 1000 – 1500 erweiterte sich insbesondere das angebotene Leistungsspektrum für die Kunden. Wegen des erhöhten Platzbedarfs stellte das Abgasnachbehandlungssystem eine Herausforderung dar. Mit den hier gewonnenen Erfahrungen verlief die Weiterentwicklung zu Stufe V reibungslos und mit weniger Anfangsschwierigkeiten.
Rückblickend würden wir die Leistung ändern. Auch hier haben wir dazugelernt und für die Stage-V-Motoren die Leistung hochgesetzt.
Baureihe mit 5,1 Liter, 7,7 Liter, 10,7 Liter, 12,8 Liter, 15,6 Liter Hubraum. Ein ausgewogenes Portfolio, insbesondere für Anwendungen in der Bauindustrie. Sind Änderungen in dieser Baureihe denkbar? Welche Hubraumklassen sind bei den OEM besonders beliebt?
Wir sind überzeugt, dass unser Portfolio ausgewogen ist. Es bietet unseren Kunden ein Maximum an Flexibilität und erfüllt eine Vielfalt an Emissionsvorschriften. Am beliebtesten bei unseren Kunden sind die Motorenbaureihen der höheren Hubraumklassen 1300 und 1500 (insbesondere für Mobilkräne). Motoren der Baureihe 1000 finden verbreitet Einsatz in Radladern und Gabelstaplern. Da die Baureihen 1000 – 1500 vielfältige Anwendungen abdecken können, sind die Absatzzahlen ausgewogen.
Denken Sie immer noch, mit Abgasrückführung auftrumpfen zu können? Gibt es kein Problem mit der Wärmeableitung in staubigen Einsatzbereichen wie Baustellen und Steinbrüchen?
Die Abgasrückführung ist bei mtu eine etablierte Technologie. Für Stage V haben wir Dieselpartikelfilter und den Dieseloxydationskatalysator hinzugefügt.
Die 1000er Baureihe stellt eine exzellente Plattform für ein Hybridpaket für einen Bagger dar. Hat mtu bereits konkrete Projekte im Auge? Im Falle von Anwendungen für die kommerzielle Schifffahrt hat mtu in Hybridantriebe investiert. Wie sieht dies bei Off-Road-Anwendungen aus, also nicht nur bei Baggern, sondern ganz allgemein bei Bohr- und Bergbauanwendungen?
Was die Hybridisierung und Elektrifizierung von Antrieben anbelangt, konzentrieren wir uns derzeit auf Anwendungen der Schifffahrt, der Eisenbahnindustrie und der Energieerzeugung. Mit den hier gesammelten Erfahrungen werden wir uns den Anwendungen für die Bereiche Bau, Industrie und Bergbau zuwenden. Derzeit befassen wir uns mit Vorstudien und wir sehen Anwendungsmöglichkeiten beispielsweise in Hafenanlagen und im Untertagebergbau.
mtu BEGIBT SICH UNTER TAGE
Ein typisches Beispiel für eine Hybridanwendung ist der Muldenkipper. Wie positioniert sich mtu? Auf der einen Seite stehen die Konkurrenten CAT und Cummins, auf der anderen Seite zeigt sich mit Liebherr ein sowohl neuer wie auch illustrer Mitspieler. Stellt der chinesische Markt die neue Herausforderung dar, wie es XCMG und NHL aufzeigen?
mtu hat eine starke Position in Europa inne und investiert in globale Expansion, um Kundenwünschen gerecht zu werden. Die OEM außerhalb von Europa, beispielsweise in Russland, richten ihren Fokus auf Produktqualität, was sie in die Lage versetzt, ihre Maschinen in Europa abzusetzen. Technologischer Vorsprung auf diesen Märkten ist für mtu ein Schlüssel zum Erfolg, da wir für unsere hohe Qualität, Zuverlässigkeit und herausragende Leistung bekannt sind. Unser strategischer Fokus liegt auf dem deutschen Markt, auf Europa im Allgemeinen und auf dem US-amerikanischen Markt. Infolge der Änderungen der Emissionsvorschriften in verschiedenen Ländern müssen wir Lösungen entwickeln, die die globalen Erwartungen unserer Kunden zufriedenstellen. Bei den Anwendungen für den Bausektor konzentrieren wir uns auf Mobilkräne und Bagger, insbesondere in Asien. Langfristige Vereinbarungen mit unseren OEM stellen die Grundlage für zukünftige Investitionen in diese Anwendungen dar und zeugen von unserem starken geschäftlichen Engagement allgemein betrachtet.
Wenn man den Markt insgesamt betrachtet, bestätigt die Bauwirtschaft den positiven Trend?
Ja, wir sehen eine positive Entwicklung in der Bauwirtschaft. Für uns erweist sich insbesondere Asien mit China und Japan als sehr interessant. Die Perspektiven für die BRIC-Staaten bleiben spannend.
Mannheim ist noch immer Produktionsstandort für mtu und Daimler. Wird es zukünftig weitere Entwicklungen und Synergien zwischen beiden Unternehmen geben in Form eines Transfers von zukünftiger Lkw-Technologie in Baumaschinen?
Wir profitieren von dem Daimler-Kit und seinen Weiterentwicklungen. Wir stehen in einem steten Austausch, um unser Portfolio weiterzuentwickeln. Weltweite Emissionsvorschriften verlangen nach Zertifizierungen. Eines Tages könnten auch Hybridlösungen interessant werden.
Kurz zum Schluss, was dürfen wir auf der Bauma Neues erwarten und wie stellt sich die nähere Zukunft dar?
Wir freuen uns, all denjenigen, die an unserem C&I-Portfolio interessiert sind, unsere mtu-Motoren der Baureihen 1000, 1100, 1300 und 1500 präsentieren zu können, die seit 2018 als Motoren der Fertigungsstufe Stage V für Kunden auf dem Markt erhältlich sind. mtu zeigt überdies eine One-Box-SCR-Lösung für die Abgasnachbehandlung. Es handelt sich hierbei um ein kompaktes und zugleich robustes System, das einfach zu bedienen, zu installieren und zu reinigen ist. Damit ist sichergestellt, dass es die Anforderungen der Fahrzeughersteller wie auch die der Betreiber voll und ganz erfüllt.
Für Besucher, die an unseren Mining-Produkten interessiert sind, präsentieren wir neue digitale Service-Lösungen. Die Digitalisierung ist für uns ein zentrales Thema: Es ermöglicht uns, unseren Kundendienst, unsere Produktentwicklung und unser internationales Netzwerk miteinander zu verknüpfen, um den Bedürfnissen unserer Kunden bestmöglich Rechnung zu tragen. In naher Zukunft sehen wir einen neuen Markt im Bereich Microgrids. In puncto Wirtschaftlichkeit und Umweltfreundlichkeit gewinnt Strom aus erneuerbaren Energien auf Baustellen und in Abbaugebieten immer mehr an Bedeutung.
Dezentrale Mikrogrids, die klassische Stromversorger wie beispielsweise Dieselgeneratoren, KWK-Anlagen, Batterien, Kondensatoren und Brennstoffzellen mit erneuerbaren Energiequellen wie Photovoltaik, Wind- und Wasserkraft verknüpfen, werden zentrale Kraftwerke zunehmend ergänzen und ersetzen. Microgrids lassen sich in entlegenen Gebieten sowie direkt dort, wo die Nachfrage nach Strom besteht, installieren. mtu erweitert nun ihr aktuelles Portfolio um schlüsselfertige Microgrids. Neben Diesel- und Gasgeneratoren wird mtu nun auch Batteriecontainer anbieten, erneuerbare Energieerzeugungsanlagen mit einbinden und das Ganze mit einer intelligenten Steuerung kombinieren.