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Zeit für den Hybrid

Veröffentlicht am 03 Dezember 2018 von Lucie Maluck, Bilder von mtu

mtu's hybrid traction system has established itself in the rail market - Experts comment on that.
Friedrichshafen, Germany

Deutlich weniger Kraftstoffverbrauch, geringere Schadstoffemissionen, leisere Züge, schnellere Beschleunigung: Die Vorteile des Hybrid-Antriebs für Triebwagen von mtu waren schon lange bekannt. Jetzt hat sich das Produkt am Markt durchgesetzt – mit Wucht. Die Irische Staatsbahn Irish Rail, die britische Bahn-Leasing-Unternehmen Porterbrook und Alpha Trains sowie die Partner Abellio, Alstom und Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt unterschrieben auf der weltweit größten Bahnmesse Innotrans im September 2018 Absichtserklärungen über den Kauf von mtu Hybrid-Antriebssystemen. Warum? Und warum jetzt? Das erläutern Jim Meade, CEO von Irish Rail, Dr. Nikutta, Geschäftsführer von Alstom, Mary Grant, CEO von Porterbrook und Lars Kräft, Leiter des Industriegeschäfts von mtu.  

Wir sparen 30 Prozent Kraftstoff

Jim Maede - CEO Irish Rail
Wir suchen permanent nach Möglichkeiten, Kosten zu reduzieren. Hybrid-Antriebe hatten dafür schon lange im Kopf, doch erst jetzt, wo wir unsere Flotte erneuern, hat sich die Gelegenheit ergeben, diese auch einzusetzen. Wir werden zunächst neun Züge unserer Class 22000-Triebwägen mit den mtu-Hybrid-PowerPacks umrüsten. Mit diesen können wir über 30 Prozent Dieselkraftstoff einsparen, das hat mtu vorab simuliert. Und da Kraftstoffkosten bei uns ein entscheidender Faktor sind, ist dieses Argument sehr gewichtig. Gleichzeitig reduzieren wir auch unseren CO2-Fußabdruck, was uns ebenfalls wichtig ist. Für unsere Kunden – also die Passagiere – hat der Hybrid-Antrieb vor allem den Vorteil, dass die Züge, wenn sie elektrisch fahren, viel leiser sind. Wenn die ersten Antriebe sich bewähren, wollen wir alle 234 Triebwagen damit auszustatten. Zwar wird parallel das irische Gleisnetz elektrifiziert, aber das sehe ich als ein sehr langfristiges Projekt. Bis das abgeschlossen ist, können wir mit dem Hybrid schon viel Geld sparen und Schadstoffemissionen senken.

Mit dem Hybrid können wir zur Luftreinhaltung in Städten beitragen

Dr. Jörg Nikutta - Geschäftsführer Alstom
Gerade im Zuge der Dieseldebatte ist der Hybrid-Antrieb für uns sehr spannend. Unsere Kunden, die Betreiber der Züge, können jetzt emissionsfrei mit dem Elektroantrieb in Bahnhöfe einfahren und damit zur Luftreinhaltung in den Städten beitragen. Der Hybrid-Antrieb ist für mich derzeit eine technisch sehr vernünftige Lösung, die der soliden Dieseltechnologie ermöglicht, noch lange in Betrieb zu bleiben. Für die Zukunft sehe ich aber Züge ohne Verbrennungsmotoren, daher ist der Hybrid-Antrieb für mich eher eine Brückentechnologie. Doch die Brücke ist sehr lang und wahrscheinlich werden wir auch in 30 Jahren noch Züge mit Dieselmotoren sehen. Danach sehe ich spannende Technologien, wie Züge auch ohne Oberleitung emissionsfrei fahren können, beispielsweise mit Wasserstoff.

Wir wollen die CO2-Bilanz unserer Flotte reduzieren

Mary Grant - CEO Porterbrook
Dies ist eine von mehreren Initiativen, die wir bei Porterbrook ergriffen haben, um die Aufforderung des britischen Transportministeriums zu verwirklichen, Züge mit reinem Dieselantrieb bis zum Jahr 2040 aus dem Bahnverkehr in Großbritannien zu entfernen. Wir sind fest entschlossen, die Emissionen und die CO2-Bilanz unserer bestehenden Flotte von Zügen mit Dieselantrieb zu reduzieren. Wir hoffen, dass unsere Investition in diesen Test von mtu Hybrid-PowerPacks uns ermöglichen wird, eine Umrüstung von gesamten Flotten anzubieten, so dass unsere Kunden Emissionen und Betriebskosten senken und die Luftqualität in Stadtgebieten verbessern können. Hybrid-Züge haben den zusätzlichen Vorteil, sehr leise fahren zu können, wenn sie nur von ihren Batterien angetrieben werden – das ist ein unschätzbarer Vorzug für Anwohner an Bahnstrecken.

Wir haben es geschafft, unsere Kunden für den Hybridantrieb zu begeistern

Lars Kräft - Leiter des mtu-Industriegeschäfts
Unsere Hybrid-PowerPacks waren nach langer Entwicklungszeit nun wirklich reif für den Markt. Zunächst hat sich die Technologie in den vergangenen Jahren deutlich weiterentwickelt, ich denke da vor allem an die Batterietechnologie. Da können wir heute signifikant mehr Kapazität anbieten und wir haben große Fortschritte darin gemacht, die Batterie in das Antriebssystem zu integrieren. Des Weiteren besteht auch gesellschaftlich eine immer höhere Nachfrage nach umweltfreundlichen Antriebstechnologien. Außerdem – und darauf bin ich besonders stolz – haben wir es geschafft, unsere Kunden für unseren Hybrid-Antrieb wirklich zu begeistern. Alle haben sich gefreut, bei diesem innovativen Projekt mitmachen zu können. Die Nachfrage ist jetzt richtig groß und ich bin überzeugt davon, dass Hybrid-PowerPacks bald Standard für den Antrieb von Triebwägen auf nicht-elektrifizierten Strecken sein werden.
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Der Inhalt der Beiträge entspricht dem Stand zum jeweiligen Erscheinungsdatum. Sie werden nicht aktualisiert. Weitergehende Entwicklungen sind deshalb nicht berücksichtigt.

Kontakt

Lars Kräft
Tel.:
+49 7541 90 7007
E-mail:

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